dmy berlin ist mehr als ein fünf-tage-event, es ist ein 365-tage-projekt und darüber hinaus eine der ältesten institutionen in berlin, die die designer der stadt unterstützt.
2012 wird das dmy sein 10-jähriges feiern. das ist doch die perfekte gelegenheit, endlich einmal ein längeres interview mit dmy-gründer joerg s. zu führen.
reden wir also im ersten teil des interviews über das festival und die zukunftspläne des dmy; im zweiten teil wird es dann um design in berlin gehen.
minimumblog: das naheliegende zuerst: was ist der hintergund zum dmy berlin?
joerg suermann: 2003 organisierte der verein transform e.v. den design mai und sie haben mich gefragt, ob ich als aussteller dabei sein möchte. also habe ich zwanzig freunde in mein atelier eingeladen und wir haben tagsüber unsere projekte ausgestellt, abends workshops angeboten und nachts partys gefeiert. dieses format kam so gut an, dass ich gefragt wurde, ob ich das ganze im folgejahr unter dem banner der „design mai youngsters“ veranstalten möchte. klar, wollte ich. das erste festival verlief ziemlich demokratisch: jeder hatte eine aufgabe – wände streichen, holz besorgen etc. das lief auch sehr gut, als dann aber im nächsten jahr über hundert anfragen kamen, musste ich mir eine andere strategie überlegen. schon allein wegen der größeren ausstellungsfläche, die ich anmieten musste, gab es nun eine teilnahmegebühr. alles wurde also etwas professioneller. 2007 wurde der design mai zum letzten mal veranstaltet und seit 2008 gibt es das dmy.
minimumblog: wie hat es das dmy geschafft, sich so zu entwickeln? was unterscheidet es von anderen messen?
joerg suermann: der große unterschied ist, dass wir keine messe im eigentlichen sinne sind. wir haben uns viel mehr als festival positioniert. bei uns stehen nicht die fertigen produkte im vordergrund, sondern die designprozesse und -entwicklungen. ein weiteres alleinstellungsmerkmal ist, dass wir uns fast ausschließlich mit jungen designern beschäftigen. bei anderen messen können wir häufig beobachten, dass der nachwuchs nur eine art dekoration ist.
minimumblog: wir hören häufig beschwerden darüber, dass auf dem dmy zu wenig presse und zu wenig einkäufer vertreten sind. eine korrekte einschätzung der situation?
joerg suermann: das argument, wir hätten nicht genug presse, können wir so eigentlich kaum akzeptieren. wir haben einen deutlichen prozentsatz an presseakkreditierungen. alle großen fachmagazine berichten über uns. dieses jahr waren sogar die tagesschau und die heute nachrichten da. es ist eher so, dass die presse bei uns nicht so sichtbar ist. d.h. wir haben nicht so offensichtliche kennzeichnungen. außerdem sind viele der bei uns ausgestellten projekte wohl nicht medienwirksam genug.
was die einkäufer betrifft, ist es ganz deutlich, dass auf anderen messen mehr einkäufer sind. das liegt daran, dass wir überwiegend prozesse und sicher auch viele nicht-kommerzielle projekte zeigen. zu uns kommen also definitiv keine einkäufer oder möbelhändler in dem sinne. das ist aber auch nicht unser fokus. bei uns sind dafür viele trendscouts – leute von mercedes benz, audi, telekom…, also großunternehmen mit großer designabteilung, die bei uns junge talente scouten.
minimumblog: werfen wir einen blick in die zukunft: soll das festival in eine bestimmte richtung wachsen oder wird es sich ganz natürlich entwickeln?
joerg suermann: eine gewisse organische entwicklung ist bei uns immer dabei. das hängt damit zusammen, dass wir nie ein konkretes konzept oder den einen masterplan hatten. wir versuchen immer sehr nah an der basis zu arbeiten, neue trends zu entdecken. das bedarf einer gewissen flexibilität.
minimumblog: beim diesjährigen festival hieß es, dass es möglicherweise bald ein dmy in exotischeren gefilden geben könnte. was können wir uns darunter vorstellen?
joerg suermann: dazu kann ich noch nichts konkreteres sagen, weil die verträge noch nicht unterschrieben sind. aber wir stehen mit zwei standorten in verhandlung. das dmy operiert international, wenn wir aber unsere kollegen aus dem ausland fragen, ob sie in berlin ausstellen wollen, sind ihnen meist die damit verbundenen kosten zu hoch. würden wir jedoch in ihrer region ein festival veranstalten, wären sie sicher dabei. also dachten wir, machen wir drei festivals im jahr auf den größten internationalen märkten: eins in berlin für europa, eins in asien für asien und eins in südamerika für amerika.
der plan ist es, alle vier monate ein event zu veranstalten. und wir hoffen dadurch ein globales netzwerk aufzubauen, weshalb auch unsere website einen re-launch erhalten wird. wir wollen eine art soziales netzwerk, das zwischen den festivals vermittelt.
minimumblog: also mit welchem datum dürfen wir rechnen? berlin im juni 2012… plus 4 monate… also oktober 2012?
joerg suermann: (lacht) ja, klar!
minimumblog: soll das netzwerk von berlin aus geleitet werden oder wird es ein internationales hauptquartier in übersee geben?
joerg suermann: wir wollen berlin gegenüber loyal bleiben und haben keinerlei absichten berlin den rücken zu kehren. wir sind eine berliner organisation und werden eine berliner organisation bleiben!